1.000.000 Tickets verkauft...

... in wenigen Stunden. Verrückt, oder? Was geschehen ist… Eine kleine Anekdote zum Thema „Positionierung“.

Bruce Springsteen hat vor 4 Wochen per Pressemitteilung bekanntgeben, dass er im Jahr 2023 wieder auf Welttournee gehen wird. Der Ticketverkauf hat dann nur 2 Wochen später bereits gestartet. Vorab gab es nach der Mitteilung keine weitere Werbung, keinen Fernsehauftritt...

... keine Sonderangebote, keine Plakate in den jeweiligen Konzertstädten, keine Radiowerbung geschweige denn irgendwelche Interviews, die Springsteen persönlich dazu gegeben hätte. Auch sein Management schwieg eisern. Nichts, nada, niente! Die Bandkollegen haben erst nach der Veröffentlichung der Pressemitteilung erfahren, dass die Welttournee geplant ist, wie sein Schlagzeuger Max Weinberg einigen Fans mitgeteilt hat.

Springsteen weigert sich weiterhin (wie schon seit ca. 30 Jahren) die Marketingtrommel wie seine anderen KollegenInnen es tun (müssen), zu rühren. Nun, wir Fans wussten, was am Tag des Vorverkaufsstarts passieren würde. Sie können es sich vermutlich denken:

Das Ticketsystem ist in allen Ländern (interessanter- oder fälschlicherweise hat der Ticketanbieter, dessen Namen ich jetzt nicht nennen möchte, den Vorverkauf gleich in mehreren Ländern parallel gestartet) zusammengebrochen, musste mehrmals resetet werden und sehr, sehr häufig ist das Warenkorbsystem einfach gecrasht. Tausende von Fans konnten kein Ticket bekommen. Ich selbst bin bei Barcelona gescheitert. Zum Glück haben andere Städte wie Paris, Hamburg, Amsterdam, Düsseldorf, Hockenheim, München und Göteborg funktioniert.

Nach nur wenigen Tagen wurden bereits über 1.000.000 Tickets verkauft. Zig Zusatzshows in Frankreich, Schweden, Dänemark, Holland und Deutschland waren ebenso nach nur wenigen Minuten ausverkauft. Ein geschätzter Umsatz von ca. 150-180 Millionen Euro konnte jetzt schon erzielt werden. Wobei die Shows für die USA, Australien, Asien etc. noch gar nicht freigegeben wurden. Sogar in Europa fehlen noch Länder wie England, Schottland und Finnland – die er normalerweise auch besucht. Wieso gelingt dies Bruce Springsteen? Das Zauberwort hierzu heißt POSITIONERIERUNG!

Ohne Positionierung ist wie Käse-Schinken-Toast ohne Käse, Schinken und ohne Toast

Springsteen und sein Management haben über Jahrzehnte die Positionierung akribisch geplant und umgesetzt. Alles wurde im Detail durchdacht. Alles wurde diszipliniert erfüllt. Im Grunde ist das Ganze auch sehr einfach. Letztlich müssen Sie nur die Grundlagen der Positionierung kennen, sich die richtigen Partner aussuchen und dann über Monate und Jahre die Botschaft immer wieder kommunizieren. Auch Bruce Springsteen bediente sich der klassischen Grundlagen für Vertriebserfolg. Er und sein Management handeln wie strategische Vertriebler. Er vertreibt ja auch etwas – in seinem Fall 4 Stunden Singen, Tanzen, Jubeln, Nachdenken, Weinen, glücklich sein, gespannt sein, überrascht sein.

Viele Unternehmen bieten Produkte und Dienstleistungen, aber vergessen es, diese nachhaltig und vor allem klar zu positionieren. Die Folge ist, dass der Vertriebserfolg geringer ausfällt und die Unternehmen dann durch Sonderangebote versuchen, diesen Verlust wieder zu kompensieren. Macht dies so Sinn? Etwas im Nachhinein zu verbessern ist immer schwieriger als vorher etwas gut vorzubereiten.

Die Grundlagen für eine erfolgreiche Positionierung sind…

  1. Schaffe ein schwer kopierbares Produkt (Dienstleistung). Wobei dies heute nicht mehr so entscheidend ist wie früher. Der klassische USP des Produkts ist weniger wichtig als die Klarheit und Nachhaltigkeit in der Vermarktung (Dieter Bohlen agiert hierzu auch sehr vorbildlich mit seinen „Talenten“).
  2. Erzähle der „Welt“ davon, dass es existiert mit klaren, verständlichen Botschaften und umfangreichem, sinnvollem und zielgerichtetem Marketing. Dieses Marketing sollte akribisch durchdacht und geplant werden. Wer hier die neuen Mechanismen noch nicht kennt, wird sich schwertun.
  3. Liefere die versprochenen Produkt- und Dienstleistungseigenschaften.
  4. Liefere die versprochenen Produkteigenschaften über einen langen Zeitraum, damit der Kunde dir vertrauen kann und weiß, was er bekommt. Verknappe auch gelegentlich dein Angebot, um Begehrlichkeit zu erzeugen.

Sie sehen, die Zutaten für eine gute Positionierung sind überschau- und beherrschbar. Dies ist für die Positionierung einer Führungskraft identisch. Sollten Sie sich als Person und Mensch positionieren wollen, können Sie diese vier Punkte nehmen und sich von der Masse abheben. Zum Wohle Ihrer Karriere und Lebensplanung.

Zurück zu Bruce Springsteen.

Was können Sie von Springsteen lernen?

Gehen Sie doch bitte die 4 Punkte ehrlich und wahrheitsgemäß in aller Ruhe durch. Nutzen Sie dazu auch das klassische und noch immer effiziente Brainstorming mit den wichtigsten Mitarbeitern oder Kunden, um eine gute Beschreibung der IST-Situation zu bekommen. Ehrlich währt am längsten – ist aber auch schmerzvoll. Denn wenn Sie die 4 Punkte ehrlich und wahrheitsgemäß beantworten, dann werden Sie definitiv auch an Ihre Grenzen stoßen, Sie werden an den Rand Ihrer Komfortzone gelangen. Sie werden oftmals erkennen, dass die aktuelle Positionierung einfach nicht ausreichend ist.

Aber genau dort sind Ihre Chancen versteckt. Bei Aufnahme-Sessions von Bruce Springsteen bringt er seine Musiker und Tontechniker ebenso laufend an deren Grenzen (können Sie auf YouTube in zahlreichen Videos sehen). Aber nur am Rande oder außerhalb Ihrer Komfortzone werden Sie gute und wichtige Punkte finden, die dringend verändert werden müssen. Nur dort bekommen Sie gute Ideen. Wenn ich selbst Workshops bei Unternehmen durchführe, erlebe ich immer wieder, wie vieles schöngeredet, verschleiert oder sogar wegdiskutiert wird – anstelle von offenem und ehrlichem Austausch. Übernehmen Sie für Probleme und notwendigen Veränderungen die Verantwortung. Geben Sie Feedback, schreien Sie laut auf. Wir müssen lernen, offen und ehrlich über alles zu sprechen. Nur so kann ein Unternehmen wirklich erfolgreich sein.

Auch hier eine Anekdote von Herrn Springsteen: Wenn Sie in einem seiner Konzerte weit vorne stehen, dann werden Sie erkennen, dass er bereits während eines Konzerts Feedback an seine Crew und seine Musiker gibt. Sofort, direkt. Klar, er will auch Höchstleistungen. Also muss er direktes Feedback nutzen.

So, nun nochmal zu den 4 Punkten. Als Hardcore-Springsteen-Fan schweife ich manchmal etwas ab J. Die erste Frage geht in Richtung „USP“. Da aber ein wirklicher USP heutzutage extrem schwer ist, genügt ein „schwer kopierbares Produkt“, d.h. Sie müssen Bestandteile definieren, die einfach durch Ihr Unternehmen sehr gut dargestellt werden. Das kann z. B. der menschliche Kontakt sein, die hohe Geschwindigkeit, ein toller Prozess oder eine Erlebniswelt, die es eben nur bei Ihnen gibt.

ERZÄHLE ES DER WELT

Viele Unternehmen haben ein Absatz- oder Erfolgsproblem, weil sie die modernen Werbe- und Marketingmedien einfach nicht nutzen. Dies hängt zum einen daran, dass die bestehenden Mitarbeiter die Entwicklung in diesem Bereich nicht mitgemacht haben (erst vor kurzem habe ich in einem sehr großen Konzern erfahren, dass der Newsletter eine Mail mit PDF-Anlage ist – supermodern!), zum anderen hängt es daran, dass die oberen Führungskräfte davon auf Grund der rasanten Entwicklung zu wenig Ahnung haben und es deswegen strategisch nicht einfordern. Fazit: Prüfen Sie, ob Sie der Welt schon ausreichend von Ihren großartigen Produkten über modernste Medien erzählen.

VERSPROCHENE PRODUKTEIGENSCHAFTEN

Dann liefern Sie unbedingt die versprochenen Produkteigenschaften. Agieren Sie bitte nicht wie Politiker, die nach der Wahl 50% ihres Wahlprogramms vergessen. Tun Sie alles dafür, dass alle im Unternehmen diese Versprechungen einhalten.

EHRLICH SEIN

Wenn etwas mal nicht klappt, ist dies nicht schlimm. Die Welt ist nun mal nicht perfekt. Nur erzählen Sie bitte keine Stories („sowas ist uns noch nie passiert“), sondern gehen Sie mit Ihren Kunden ehrlich um. Gestehen Sie Fehler ein, übernehmen Sie Verantwortung. Schnell, bedingungslos und kundenfreundlich.

IMMER WEITER

Springsteen hat deswegen so langen Erfolg, da er immer, und damit meine ich immer, 100% gibt. Sein berühmter Freund, Moderator und Comedian - Jon Stewart - hat es wie folgt ausgedrückt: He empties the tank – everytime! Es gibt kein Konzert, bei dem er weniger gibt. Die Erkenntnis daraus: Liefern Sie die versprochenen Produkteigenschaften über einen langen Zeitraum, immer wieder und immer wieder, so dass dann Ihre Fanbasis nachhaltig anwächst.

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