Ich bin doch kein Schauspieler… 3 entscheidende Fragen
Ich bin doch kein Schauspieler… 3 entscheidende Fragen
Was ist wichtiger? Dass Sie oder Ihre Mitarbeiter authentisch sind, oder dass die Rolle erfolgreich gelebt wird? Ich hoffe sehr, dass Sie die zweite Antwort wählen. Immer wieder höre ich in meinen Trainings und Beratungen „das bin ich nicht, da bin ich dann nicht authentisch“. Meine Antwort: „Das ist weniger wichtig, ob Sie authentisch sind. Sie haben eine Rolle zu erfüllen. Perfekt ist es natürlich, wenn Sie Ihre Rolle authentisch erfüllen können – muss aber nicht immer sein.“
Was meine ich damit? Wenn Sie sich entscheiden z.B. Führungskraft zu werden, dann gehört es dazu, dass Sie Mitarbeiter auch mal kritisieren. Und Sie müssen sich mit Mitarbeiter-Analysen beschäftigen. Und Sie dürfen aktive Teammeetings gestalten, die alle motivieren. Macht das immer Spaß? Nein, aber unabhängig davon, ob Sie dies jetzt authentisch und mit Spaß tun oder nicht, wenn dies die richtige Methode ist, um Veränderungen und Erfolg zu fördern, dann müssen Sie diese Methode auch einsetzen. Authentizität darf keine Ausrede sein, damit gewisse Aufgaben, die mit einer Rolle verbunden sind, nicht erfüllt werden.
Wenn Sie Vertriebsleiter sind, dann kennen Sie bestimmt auch Aussagen wie „Kaltakquise ist nicht mein Ding“ oder „Bei bestimmten Fragen tue ich mich einfach schwer, diese dem Kunden zu stellen“.
Letztendlich ist das Gefühl unauthentisch zu sein nur ein Zeichen, dass Sie das was Sie gerade machen müssen, noch nicht verinnerlicht haben. Sobald Sie es oft genug gemacht (geübt) haben, fühlen Sie sich wieder authentisch. Sie haben etwas Neues zu Ihrer Persönlichkeit hinzugefügt. Also lassen Sie es nicht zu, dass Sie Ihre Rolle schlecht ausfüllen nur wegen fehlender Authentizität.
Augen auf bei der Berufswahl
Jeder Mensch sollte bei der Wahl seiner Rolle (seines Jobs) genau hinsehen, ob er alle Aufgaben wirklich mit hoher Motivation und hohem Eigen-Engagement erfüllen will und kann. Jede Führungskraft sollte bei der Mitarbeiterauswahl streng darauf achten, dass er Mitarbeiter auswählt (z. B. für ein Projekt), die in der Lage sind, die Rolle und die dazugehörigen Aufgaben zu erfüllen. Verkäufer, die keine Lust auf Akquisition haben, sollten nicht eingestellt werden. Führungskräfte, die keine Lust auf Konfliktklärung oder Feedbackgespräche haben, sollten ebenso nicht ausgewählt werden. Projektleiter, die sich dauernd beklagen, dass sie keine Führungsmacht im Projekt hätten, sollte keine Projektleiter werden.
Die meisten Unternehmen verlieren Unmengen an Energie und Kapazität (und damit auch Geld) nur um schlecht oder nicht erfüllte Aufgaben einer Rolle zu diskutieren und nachzuhalten. Das ist nervenaufreibend und bringt nichts. Wenn jemand seine Rolle nicht leben kann oder will, dann muss etwas verändert werden. Vielleicht hilft Coaching oder ein Training – wenn nicht, dann benötigt dieser Mensch eben eine andere Rolle.
Also, prüfen Sie bei sich und anderen folgende Punkte:
- Will jeder seine Rolle wirklich mit allen Aufgaben, Tätigkeiten und Konsequenzen leben?
- Kann jeder seine Rolle wirklich leben?
- Darf jeder seine Rolle wirklich leben?
Nicht wollen
Wenn jemand die gewählte oder zugeordnete Rolle nicht leben will, dann ist es so. Ist ja nichts Schlimmes. Nur dann wählen Sie bitte eine andere Rolle bzw. einen anderen Mitarbeiter. Sich jahrelang durch einen Job zu schleppen, der keinen Spaß macht, ist sinnlos, nervt alle Beteiligte und macht krank.
Nicht können
Wenn jemand seine Rolle leben möchte, aber noch nicht wirklich kann, dann muss er diese einfach lernen. Manchmal einfach, gelegentlich schwierig. Auf ins Training…
Nicht dürfen
In der Praxis zeigt sich oftmals auch, dass Mitarbeiter ihre Rollen leben wollen und auch können – aber ganz häufig durch (sinnlose) Regeln im Unternehmen und politische Gerangel im oberen Führungsbereich massiv beschränkt werden. Bei einem unserer Kunden sollten die Verkäufer bis zu 30% Mehrumsatz generieren, mussten aber jeden Cent (und damit meine ich wirklich jeden Cent) intern abstimmen – das nimmt enorme Energie und kostet unnötig Zeit, die dann im Vertrieb fehlt. Ist bei Ihnen alles erlaubt was erlaubt sein sollte?
Fazit: Prüfen Sie selbst inwieweit Sie Ihre gewählte Rolle wirklich leben wollen, können und dürfen. Sind Sie Führungskraft machen Sie dies bitte mit allen Ihren Mitarbeitern im direkten Gespräch (vielleicht im nächsten Regelgespräch?). Sie werden sehen, dass danach viele viele viele Stunden an Diskussionen wegfallen. Zeit für sinnvolle Tätigkeiten oder Freizeit.